Studie: 13 Unternehmen in Deutschland stehen für 65% des Produktivitätsfortschritts

| Press Release

Eine höhere Produktivität ist nach fünf Jahren Stagnation der Schlüssel zu mehr Wachstum in Deutschland – nur so können Unternehmen im globalen Wettbewerb mithalten. Eine neue Studie des McKinsey Global Institute zeigt: Es sind nur wenige Unternehmen, die den Großteil des Produktivitätswachstums ganzer Volkswirtschaften tragen. In jedem der untersuchten Länder – Deutschland, die USA und das Vereinigte Königreich – sind weniger als 100 große Unternehmen für rund zwei Drittel des Produktivitätswachstums im jeweiligen Sample verantwortlich. In Deutschland etwa entfallen 65 Prozent des Fortschritts auf nur 13 Unternehmen – das sind gerade einmal 0,4 Prozent der untersuchten 3.000 Firmen. Weniger als 20 weitere solcher „Standout“-Unternehmen könnten das nationale Produktivitätswachstum sogar verdoppeln. Dabei handelt es sich um eine Mischung von Unternehmen, die ihre Produktivität im Untersuchungszeitraum besonders rasant haben steigern konnten, und solchen, die an der Spitze geblieben sind und sowohl ihre Produktivität als auch ihren Marktanteil weiter ausbauen konnten. Beispiele sind etwa Zalando (E-Commerce), Hapag-Lloyd (Logistik) und Airbus (Luftfahrt). Dies zeigt die Studie The Power of One: How standout firms grow national productivity, für die 8.000 Unternehmen in vier Industrien in Deutschland, den USA, und Großbritannien analysiert wurden. Standout-Firmen wachsen  durch Strategien und Innovation Die herausragenden Unternehmen zeichnen sich nicht primär durch Effizienzsteigerungen aus, sondern durch gezielte strategische Weichenstellungen: die Entwicklung und Skalierung produktiverer Geschäftsmodelle und Technologien; Innovation, die Kunden echten Mehrwert bietet; Fokussierung der Geschäftsstruktur auf die produktivsten Regionen und Produkte; sowie Konsolidierung und Nutzen von Skaleneffekten. Die Untersuchung zeigt, dass deutsche Standout-Firmen vor allem in traditionellen Schlüsselindustrien wie Automobilindustrie und Einzelhandel zu finden sind. Dagegen bleibt Deutschland in wachstumsstarken Zukunftsbereichen – wie Elektronik, Halbleiter und Computertechnik – unterrepräsentiert. Die Entwicklung neuer Wachstumssektoren und -unternehmen wird damit zu einer zentralen Herausforderung für die kommenden Jahre. „Die Ergebnisse zeigen, dass ein Umdenken einsetzen muss: Nicht die Vielzahl aller Unternehmen gibt den Ausschlag für Produktivitätswachstum, sondern die Skalierung weniger, hochdynamischer Firmen“, sagt Jan Mischke, Partner im MGI und Co-Autor der Studie. „Und während Effizienz immer wichtig bleibt, muss der Fokus auch auf Innovation liegen. Das gilt auch für Künstliche Intelligenz (KI): Unternehmen, die KI primär als Tool zur Kostenreduktion einsetzen, laufen Gefahr, am Ziel vorbeizulaufen.“ Strukturelle Herausforderungen: Geringe Marktdynamik bremst Fortschritt Im internationalen Vergleich weist Deutschland eine höhere Anzahl von Unternehmen auf, die trotz geringer Produktivität nicht restrukturieren oder aus dem Markt austreten – und machen damit das durch die Standouts erzielte Wachstum weitgehend zunichte. Gleichzeitig ist die Mobilität von Arbeitskräften von weniger produktiven hin zu hochproduktiven Unternehmen geringer ausgeprägt als etwa in den USA. „In den USA erklären die Expansion hochproduktiver Unternehmen und der Marktaustritt weniger produktiver Firmen rund die Hälfte – etwa einen ganzen Prozentpunkt – des beobachteten Produktivitätszuwachses. Diese dynamische Reallokation von Ressourcen bleibt in Deutschland bislang weniger stark ausgeprägt”, sagt Jan Mischke. Drei Hebel für mehr Produktivität Die Studie identifiziert zentrale Handlungsfelder:

  • Investitionen in Zukunftsfelder: Ohne mehr Standout-Firmen, die in den am stärksten wachsenden Feldern weltweit an der Spitze arbeiten, ist eine Beschleunigung des Produktivitätswachstums kaum denkbar. Unternehmensführer sollten ihre Strategien überdenken – und politische Entscheidungsträger gezielt den Aufbau neuer Geschäftsfelder bei bestehenden oder zukünftigen Großunternehmen fördern.
  • Marktdynamisierung: Strukturreformen und vereinfachte Regulierungen stehen in Deutschland seit Jahren auf der Agenda. Ein echter Durchbruch – der gezielten Restrukturierungen unproduktiver Unternehmen und eine beschleunigte Reallokation von Marktanteilen und Arbeitskräften hin zu leistungsstarken Firmen ermöglicht – kann Deutschland wieder näher an die globale Produktivitätsspitze führen.
  • Talentförderung: Für die Art von strategischen Entscheidungen und Innovationen, die Standout-Unternehmen prägen, braucht es unternehmerische Köpfe mit Weitblick. Wie kann Deutschland diese ausbilden, im Land halten oder – insbesondere aus den USA – zurückgewinnen?