Wettbewerbsdruck zwischen gesetzlichen Krankenkassen steigt durch erhöhte Kosten und resultierende Zusatzbeiträge

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Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) in Deutschland stehen vor wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen. Im Jahr 2024 lag das Defizit der GKV bei rund 6 Milliarden Euro, hauptsächlich aufgrund gestiegener Ausgaben. Als Reaktion haben die Kassen ihre Zusatzbeiträge auf historische Höchststände angehoben mit großen Unterschieden zwischen den Krankenversicherungen. Dies erhöht den Anreiz für Versicherte, die Kasse zu wechseln. Insbesondere Versicherungen mit vergleichsweise hohen Zusatzbeiträgen befinden sich deshalb in einer schwierigen Situation, wie aus dem aktuellen GKV-Check-up der Unternehmensberatung McKinsey & Company hervorgeht.

Denn häufig geht mit der Abwanderung von Versicherten ein Anstieg des Alters und der Krankheitsrate der verbliebenen Versicherten einher, was zu höheren Leistungsausgaben je Versicherten führt. Kassen mit bereits hohem Zusatzbeitrag müssen infolgedessen ihre Beiträge tendenziell stärker erhöhen, was die Divergenz zwischen verschiedenen Kassen weiter vergrößert. „Mit Anpassungen bei den Zusatzbeiträgen können Krankenkassen die gestiegenen Kosten teilweise kompensieren. Die Ursachen für die Entwicklung, wie Veränderungen in der Versichertendemografie, Ausgabensteigerungen und gestiegene Kundenerwartungen, bleiben jedoch bestehen“, erklärt Stephanie Schiegnitz, Partnerin bei McKinsey und Mit-Herausgeberin des GKV-Check-up. „Daten- und Analytiktransformationen können für die Kassen jetzt ein entscheidender Hebel sein, um auf die finanziellen Herausforderungen zu reagieren und sich strategisch vom Wettbewerb abzusetzen.“

Transformation zu datengesteuerten Organisationen bietet enorme Vorteile

Obwohl die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte bei der Digitalisierung erzielt haben, haben bisher nur wenige eine umfassende Daten- und Analytiktransformation in Angriff genommen. Angesichts des wachsenden Kosten- und Effizienzdrucks in der Gesundheitsbranche wird es allerdings für Kassen hierzulande wichtiger, sich in datengesteuerte Organisationen transformieren, die Daten systematisch nutzen, um Erkenntnisse für fundierte operative und strategische Entscheidungen zu gewinnen. So sind sie in der Lage, die enormen Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen, beispielsweise durch ein optimiertes Kundenerlebnis für die Versicherten sowie die Unterstützung und Entlastung der GKV-Mitarbeitenden bei zahlreichen Prozessen. Innovative datengetriebene Ansätze ermöglichen zudem eine deutlich effizientere Leistungs- und Kostensteuerung und tragen damit zur Entschärfung des Kostendrucks bei.

Bei der Daten- und Analytiktransformation von gesetzlichen Krankenkassen geht es nicht darum, lediglich einzelne Anwendungsfälle wie generative KI im Kundenservice umzusetzen oder nur die technologische Basis zu verbessern. Vielmehr ist es entscheidend, in der gesamten Organisation eine starke Datenkultur zu etablieren, die auf soliden technischen und organisatorischen Grundlagen sowie einer entsprechenden Governance basiert. „Kassen, die sich jetzt durch eine Daten- und Analytiktransformation zukunftssicher positionieren, profitieren von den aktuellen Trends in Markt, Regulatorik und Technologie, und können mit Innovation und Datenanalytik neue Maßstäbe setzen“, sagt Florian Niedermann, Senior Partner und Leiter der Beratung des Gesundheitssektors in Deutschland und Österreich bei McKinsey sowie Mit-Herausgeber des GKV-Check-up. „Dabei ist es essenziell, die Mitarbeitenden der GKV frühzeitig vorzubereiten auf die damit verbundenen Veränderungen von Prozessen sowie Rollen- und Aufgabenprofilen.“

Cyberabwehr gewinnt für Krankenkassen an Bedeutung

In einem hochdigitalisierten Umfeld gewinnt die Cyberabwehr bei der Verwaltung und Nutzung sensibler Daten erheblich an Bedeutung. Angriffe auf IT-Systeme von Krankenkassen und Gesundheitsdienstleistern nehmen weltweit zu. Sie verursachen Betriebsstörungen, finanziellen Schaden und einen Vertrauensverlust bei den Versicherten. Um das Vertrauen der Versicherten zu stärken und langfristig zu erhalten, müssen die Kassen umfassende Maßnahmen ergreifen, um die Bedrohungen effektiv abzuwehren.

Dies umfasst die Identifikation und Schutz der wichtigsten Daten, die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Sicherheitsprotokolle sowie erhöhte Aufmerksamkeit bei der Zusammenarbeit mit Drittparteien, da bei Cyberangriffen häufig Schwachstellen bei Drittanbietern genutzt werden.