Topmanager führender Unternehmen in Deutschland zeigen wieder mehr Optimismus trotz der großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Etwa 48% der Vorstandsmitglieder erwarten, dass ihre Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ihre Präsenz in Deutschland ausbauen, verglichen mit einem Drittel im vergangenen Jahr. Insgesamt gewinnt der hiesige Standort wieder an Bedeutung: 42% der Manager planen vor allem in Deutschland zu investieren, gegenüber 35% im Vorjahr. Westeuropa bleibt für 58% der Unternehmen eine wichtige Investitionsregion, gefolgt von den USA mit 42%. Dies ergab eine aktuelle Befragung der Unternehmensberatung McKinsey & Company unter rund 100 Vorstandsmitgliedern international tätiger Unternehmen in Deutschland mit einem Umsatz von etwa einer Milliarde Euro oder mehr.
„Die geopolitischen Veränderungen stellen Unternehmen vor Herausforderungen, bieten aber auch Chancen – auch für unsere Region“, sagt Fabian Billing, Managing Partner von McKinsey für Deutschland und Österreich. „Wir sehen die Bereitschaft von Unternehmen, mehr Ressourcen in wachstumsstarke Geschäftsfelder zu investieren, und gleichzeitig mit Hilfe von Technologien wie Künstlicher Intelligenz die Produktivität substanziell zu steigern. Es braucht Vorreiter in unserer Wirtschaft, um Deutschlands Wachstumsdynamik wiederzubeleben. Am Ende profitieren alle von Wachstum – die Unternehmen, der Staat, und die Gesellschaft.“
Großes Potenzial durch Fokus auf Innovationsfelder
Um der deutschen Wirtschaft neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen, ist eine Verschiebung des wirtschaftlichen Portfolios hin zu dynamischen Zukunftsfeldern erforderlich. Bei der Auswahl solcher Felder können zwei Kriterien helfen: erstens deren globale Wachstumsdynamik und zweitens deren Kompatibilität mit der deutschen Wirtschaft, also mit den hiesigen Stärken und der heimischen Nachfrage . 84% der Vorstände sehen in Künstlicher Intelligenz (KI) ein wichtiges Innovationsfeld, während 42% Robotik und Automatisierung als entscheidenden Bereich betrachten. Zudem zählen 28% Dekarbonisierungstechnologien zu einem besonders wichtigen Innovationsfeld.
„Die deutsche Wirtschaft ist dank ihrer Innovationskraft und Stärke in Forschung und Entwicklung sehr gut positioniert, um das Potenzial neuer Technologien zu erschließen“, sagt Fabian Billing. „Entscheidend ist jedoch, dass Innovationen nicht nur erforscht, sondern auch skaliert und kommerzialisiert werden. Wertschöpfung entsteht dort, wo Technologien praktisch angewendet werden.“
KI wichtigster Hebel zur Produktivitätssteigerung
Eine große Herausforderung der deutschen Wirtschaft ist ihre im internationalen Vergleich niedrige Produktivität. KI könnte auch hier ein Lösungsansatz sein. 81% der Topmanager in Deutschland sehen in KI einen Hebel, um die Produktivität der eigenen Firma zu erhöhen. Prozess- und Organisationseffizienz, etwa in Form kürzerer Entscheidungswege, werden von 65% und Skalierung von 39% ebenfalls als entscheidend erachtet. Fabian Billing betont, dass KI Unternehmen helfen kann, die Produktivität zu steigern und demografische Herausforderungen zu meistern.
Im Zusammenspiel mit den richtigen Rahmenbedingungen kann eine höhere Unternehmensproduktivität und ein stärkerer Fokus auf Wachstumsfelder die Renditeaussichten für Investoren verbessern und Kapital für Wachstum mobilisieren. Eine Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, um mehr Bewegung in Richtung der Wachstumsfelder zu ermöglichen, die gezielte Förderung technologischer Innovationen sowie eine attraktive Energieversorgung bleiben aus Sicht der Vorstände in Deutschland Prioritäten für mehr Investitionen am Standort.