Jährlicher HR-Monitor: 33% der Beschäftigten in Deutschland haben nicht die nötigen Fähigkeiten für ihre aktuelle Rolle. 44% der Mitarbeitenden haben im vergangenen Jahr keinen Tag für Fort- und Weiterbildung aufgewendet. Nur 28% der Befragten berichten, dass sie regelmäßig KI nutzen, verglichen mit 76% in den USA.
Der Ausbau und Einsatz von Zukunftsfähigkeiten (Future Skills) wie Problemlösung, Datenanalyse oder KI bei den Beschäftigten ist laut McKinsey-Analysen entscheidend, um die Produktivität in deutschen Unternehmen zu steigern und wieder auf Wachstumskurs zu kommen. Der HR-Monitor 2025 der Unternehmensberatung McKinsey & Company belegt, dass viele Unternehmen in Deutschland auf diese Herausforderung nicht gut genug vorbereitet sind. Es zeigt sich eine Lücke zwischen den vorhandenen und den benötigten Kompetenzen: 33% der Mitarbeitenden verfügen nicht über die erforderlichen Fähigkeiten für ihre derzeitige Rolle und 44% haben im vergangenen Jahr keinen einzigen Tag für Fort- oder Weiterbildung genutzt. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 23%. Der McKinsey HR-Monitor 2025 ist die umfangreichste Umfrage zu Personal- und HR-Trends in Europa. Der Report basiert auf Daten von knapp 2.000 Unternehmen sowie den Perspektiven von mehr als 4.000 Beschäftigten aus Europa und den USA, davon etwa 1.000 in Deutschland.
„Indem bei Fort- und Weiterbildungen gespart wird, schwindet mittel- und langfristig die Grundlage für den weiteren Unternehmenserfolg“, betont Julian Kirchherr, McKinsey-Partner und Co-Autor der Studie.
KI-Kompetenzlücke ist ein Risiko für den Standort Deutschland
Kritische Kompetenzen für die Zukunft – wie Problemlösungsfähigkeiten (von 35% der HR-Expert:innen in Europa als eine der fünf wichtigsten zukünftigen Fähigkeiten genannt) sowie Datenanalyse und KI (von 30% der HR-Expert:innen als essenziell eingestuft) – sind zwar stark gefragt, jedoch nicht ausreichend vorhanden. „Es braucht diese Zukunftskompetenzen dringend, um die Schnelligkeit und Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu steigern.
Der HR-Monitor 2025 identifiziert fünf entscheidende Trends, die Personalverantwortliche und Entscheider:innen in Europa adressieren können, um die Unternehmensinteressen, Mitarbeiterbedürfnisse und die Leistungsfähigkeit der HR-Funktion in Einklang zu bringen:
- Strategische Personalplanung: Personalplanung und die systematische Erfassung der benötigten Kompetenzen laufen in vielen Unternehmen parallel, ohne miteinander verknüpft zu sein. Nur 30% der Unternehmen, die beides nutzen, integrieren Kompetenzdaten in ihre strategische Personalplanung. Dies führt dazu, dass Unternehmen nicht aktiv die vorhandenen und benötigten Fähigkeiten bewerten, um systematisch Mitarbeitende einzustellen, weiterzuentwickeln oder umzuschulen.
- Talentgewinnung: Die Gewinnung neuer Talente bleibt eine Herausforderung. Nur 56% der Jobangebote werden in Deutschland aktuell angenommen und 14% der Neueinstellungen verlassen das Unternehmen während der Probezeit. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines strategischeren und besser koordinierten Ansatzes, um Talente effektiv zu gewinnen und langfristig zu binden.
- Mitarbeiterentwicklung: 27% der Beschäftigten in Deutschland geben an, in den vergangenen zwölf Monaten kein formales Feedback erhalten zu haben. In diesem Punkt wird viel Potenzial verschenkt, da effektives Feedback einer der größten und kostengünstigsten Hebel für bessere Produktivität ist.
- Mitarbeiterzufriedenheit: 20% der Beschäftigten in Deutschland sind mit ihrem Arbeitgeber unzufrieden, doch nur 6% planen aktiv, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Diese Diskrepanz birgt das Risiko der „stillen Kündigung“ („Quiet Quitting“). Arbeitsplatzsicherheit (48%), Work-Life-Balance (37%) und ein gutes Verhältnis zu Kolleg:innen (37%) sind die Hauptgründe für den Verbleib im Unternehmen. Dennoch konzentrieren sich viele HR-Abteilungen weiterhin primär auf Vergütung und Arbeitszeitgestaltung – Aspekte, die nur einen Teil der Bedürfnisse der Mitarbeitenden abdecken. Ein datengestützter Ansatz zur Optimierung der Employee Experience ist notwendig, um Motivation und langfristiges Engagement zu fördern. In der letztjährigen HR-Monitor-Befragung lag der Faktor Arbeitsplatzsicherheit noch auf Platz fünf.
- Einsatz von Generativer KI: Bei der Nutzung von KI durch Beschäftigte hinken europäische Unternehmen hinterher. Nur 36% von ihnen berichten, dass sie regelmäßig KI nutzen, verglichen mit 76% in den USA. Dies deutet auf ein erhebliches Potenzial für Wachstum und Innovation in europäischen Unternehmen hin. Auch im Personalwesen nimmt der Einsatz von generativer KI laut der Studie zu, ist aber noch nicht flächendeckend. Nur 19% der Kernprozesse im Personalwesen in Europa werden mit generativer KI weiterentwickelt. Laut McKinsey-Analyse können rund zwei Drittel der HR-Prozesse in Zukunft automatisiert werden und so Freiraum zu schaffen für mehr Personalisierung, individuelles Feedback und Entwicklung von Beschäftigten.
„An einer KI-Transformation führt kein Weg vorbei. Deutsche Unternehmen sollten diese Entwicklung nicht verschlafen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit riskieren. Digitale Transformation erfordert jedoch eine motivierte und digital kompetente Belegschaft", betont Julian Kirchherr. "Unternehmen, die frühzeitig handeln und generative KI gezielt einsetzen, können nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch die Grundlage für eine umfassende Transformation ihrer HR-Funktion schaffen."