Künstliche Intelligenz (KI) verändert weltweit, wie Unternehmen arbeiten, entscheiden und Wert generieren. Wer organisatorische und strategische Voraussetzungen rasch etabliert, sichert sich klare Wettbewerbsvorteile. Die neue Studie von McKinsey & Company „State of AI in Austria 2025“ liefert erstmals ein umfassendes Bild zum Stand der Künstlichen Intelligenz (KI) in österreichischen Unternehmen. Analysiert wurden über 60 österreichische Betriebe aus verschiedenen Branchen, ergänzt durch Interviews mit führenden Technologie-Verantwortlichen.
Stärken liegen in Plattformarchitektur und Datensicherheit
Die Analyse zeigt bei einem Großteil der österreichischen Unternehmen ein deutliches Entwicklungspotenzial in der KI-Reife. Während 19 % im internationalen Vergleich zum oberen Fünftel aller global untersuchten Unternehmen gehören, befinden sich 68 % der österreichischen Unternehmen noch in den unteren 40 % in der globalen Wertung. Das ergibt sich aus der Auswertung des AI-Quotienten (AIQ), den McKinsey für eine neutrale Messung der KI-Reife von Unternehmen entwickelt hat. Der AIQ misst die KI-Fähigkeiten eines Unternehmens in sechs zentralen Dimensionen: Strategie, Betriebsmodell, Talent, Daten Technologie und Einführung & Skalierung, um klare Benchmarks zu bieten.
Dabei stechen unter österreichischen Organisationen Technologie-, Medien- und Telekommunikationsunternehmen (TMT) mit einem AIQ-Wert von 47 hervor, gefolgt von Finanzinstituten (AIQ 35). In den Branchen Konsumgüter und Industrielle Automatisierung & Maschinenbau bleiben bis dato noch viele Chancen ungenutzt. Konkret haben österreichische Unternehmen in den Bereichen Einführung & Skalierung, Wirkungsmessung, Betriebsmodell, Finanzierung und Governance sowie Strategie und Business-Case-Entwicklung noch Chancen, sich zu verbessern und zukunftsweisend zu positionieren.
„Mit dem AI-Quotienten können wir sehr genau eine AI-Benchmark für einen fundierten globalen Vergleich der KI-Reife von Unternehmen abbilden. In Österreich sehen wir, dass vor allem für die effektive Integration von KI-Modellen und im Bereich Governance noch einiges getan werden muss. Österreichische Unternehmen sind in einer guten Ausgangsposition, diese Chancen zu nutzen: In den Schlüsselbereichen Plattformarchitektur und Sicherheit sind sie im internationalen Vergleich bereits sehr gut positioniert“, erklärt Martin Wrulich, Managing Partner des McKinsey Office in Wien.
Großer Hebel bei Produktivitätssteigerung und Messung der KI-Effekte
Bereits 73 % der untersuchten Unternehmen in Österreich haben ihre IT-Strategien eng mit der Analyse- und KI-Agenda verzahnt. Zudem setzen viele von diesen in Österreich bereits auf eine modulare und agile IT-Infrastruktur. Neue Technologien können so schnell entwickelt und integriert werden. Dennoch verfügen nur 20 % der Unternehmen über eine ausformulierte KI-Strategie. Ausnahmen sind Finanzinstitute mit 50 %. Insgesamt zeigen sich hier große branchenübergreifende Unterschiede im Reifegrad.
Patrick Wollner, Associate Partner und AI Strategist im McKinsey Office in Wien: „Österreichische Unternehmen haben eine gute Basis, um KI effektiv auszurollen. Derzeit konnte in vielen Unternehmen allerdings noch wenig bis keine Produktivitätssteigerung erzielt werden. Dafür gibt es zwei wichtige Hebel: Das Unternehmen muss einer klaren KI-Strategie oder KI-Roadmap folgen, die alle Unternehmensbereiche sowie Change Management berücksichtigen. Zudem es müssen Kennzahlen für eine Messbarkeit des KI-Nutzens etabliert werden. Mit einem maßgeschneiderten Messkonzept können erhebliche Chancen freigesetzt werden.“
80 % der österreichischen Unternehmen haben den Nutzen von KI noch nicht quantifiziert. Mit einem Fehlen der entsprechenden Strategie sowie relevanten KPIs einher gehen auch andere Handlungsfelder: Es fehlt oft an einer klaren Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten sowie an einem maßgeschneiderten Budgetierungsprozess, der rasches Evaluieren und gegebenenfalls Finanzieren ermöglicht.
Weitere Handlungsfelder zur Stärkung der KI-Reife identifiziert
Eine der größten Herausforderungen bei der KI-Transformation österreichischer Unternehmen ist die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften. Hier werden besonders zwei Hürden deutlich: Etwa zwei von drei Unternehmen haben Schwierigkeiten, die benötigten Fähigkeiten in Zusammenhang mit KI zu definieren. Weiters gibt es einen Mangel an Fachkräften, die die Brücke zwischen tiefgreifendem Branchenwissen und KI-Know-how bauen können. Insbesondere Unternehmen mit Zugang zu einem internationalen Talentepool berichten hier von klaren Vorteilen: Sieben von zehn Tochtergesellschaften internationaler Konzerne haben ausreichend Zugang zu KI-Talenten. Durch entsprechende Weiterbildungsprogramme mit gezieltem Fokus auf KI und Analytik könnten zudem im eigenen Haus Ressourcen geschaffen werden.
Ein weiterer entscheidender Hebel sind Datenmanagement und Datenqualität: 37 % der Unternehmen nennen die Verfügbarkeit konsistenter Daten als größte Hürde, 63 % verfügen noch über keine standardisierten Prozesse zur Sicherstellung. Ebenso gilt es, neue Technologien wie agentenbasierte KI rasch zu erproben und in die Geschäftsprozesse zu integrieren, um international anschließen zu können.
Die McKinsey-Analyse zeigt große Chancen für österreichische Unternehmen jeder Größe und Branche, KI zu einem produktiven, wertstiftenden Faktor weiterzuentwickeln. Derzeit dominiert häufig eine Risikoscheu bei KI-Integrationen. Viele Organisationen befassen sich noch mit isolierten Experimenten und Effizienzinitiativen. Für eine konsequente, strategische Umsetzung braucht es klare Ziele, ausreichende Ressourcen und eine klare Priorisierung der Handlungsfelder. So können österreichische Unternehmen ihre Stärken ausspielen und den Sprung ins internationale KI-Spitzenfeld schaffen.