Der europäische Markt für Stadt- und Reisebusse wird sich in den kommenden zehn Jahren grundlegend verändern. Viele Städte gehen beim Umstieg auf nachhaltigere Mobilität voran und bauen ihr busgebundenes ÖPNV-Angebot aus – der Anteil der Personenkilometer, die per ÖPNV zurückgelegt werden, könnten bis 2035 von heute 15% auf dann 17% steigen. Zudem dekarbonisieren viele Verkehrsbetriebe ihre Busflotten: Um das europäische Ziel einer 100-prozentigen Emissionsreduktion für neue Busse bis 2035 zu erreichen, müssen die jährlichen Verkäufe von heute 9,000 Stadtbusse bis 2035 auf bis zu 24,00 ansteigen. Allerdings liegen die Anschaffungskosten für Nullemissionsbusse noch doppelt so hoch wie für konventionelle Busse. Der Marktanteil neuer Anbieter, z.B. aus China, liegt in diesem Segment bereits bei 21%. Dies geht aus der neuen Studie „Don’t miss the bus“ hervor, für die die Unternehmensberatung McKinsey die Trends im Busmarkt analysiert, Entscheider von chinesischen Herstellern interviewt und mehr als 200 Käufer von Bussen in fünf europäischen Ländern befragt hat.
Bedeutung des Anschaffungspreises sinkt – zusätzliche Services gefragt
„Der Busmarkt ist in Bewegung – die Entwicklung hin zu Nullemissionsbussen, zu neuen Serviceangeboten und neuen Bauformen für autonom fahrende Fahrzeuge wird in den kommenden Jahren massiv Fahrt aufnehmen“, sagt Tobias Schneiderbauer, Partner aus dem Münchner Büro von McKinsey und Autor der Studie. „Der Markt ist offen wie nie: Bushersteller sollten eine klare Antwort darauf finden, warum ihr Produkt die Bedürfnisse der Städte bestmöglich erfüllt.“ Die Margen in der Industrie waren in den vergangenen Jahren volatil und betrugen zwischen 2019 und 2024 im Schnitt 2,5% - wenngleich einzelne Anbieter auch 8-10 Prozent erreichen konnten.
Eine Auswertung von öffentlichen Ausschreibungen für Stadtbusse in Deutschland zeigt, dass sich die Anforderungen der Verkehrsbetriebe im Wandel befinden: Während 2019 der Anschaffungspreis und der Restwert noch zu 60% in die Auswahl einging, waren es 2024 nur noch 40%. Andere Faktoren wie zusätzliche Services – u.a. Software, Flottenmanagement, Optimierung des Batteriemanagements für bessere Reichweiten– nehmen in ihrer Bedeutung zu (von 25% auf 40%). Laut dem McKinsey Bus Survey geben 64% der befragten Einkäufer an, bei ihrer nächsten Ausschreibung besonderen Wert auf diesen Punkt zu legen.
„Doch auch auf der Kostenseite sind noch Verbesserungen möglich“ sagt Matthias Kässer, Partner in München. Signifikante Einsparpotentiale sind über ein optimiertes Produkt, eine effizientere Fertigung, Nutzung von GenAI in der Verwaltung und im Verkauf bis 2030 machbar, so ein Ergebnis der Studie.
Ein weiterer, eher mittel- bis langfristiger Trend sind autonom fahrende Busse. 30% der Befragten geben an, dass sie sich die Anschaffung eines autonom fahrenden Busses in den kommenden fünf Jahren vorstellen könnten. Hiermit einher gehen auch neue Bauformen – z.B. für Gruppen von rund 20 Personen – auf die die Bushersteller sich einstellen müssen. Schon heute sind fortgeschrittene Fahrassistenzsysteme – die Vorstufe zum autonomen Fahren – für 30% der Einkäufer ein Hauptkriterium bei der Produktauswahl. Berlin, Hamburg und München planen beispielsweise bis zu 2,000 autonome Busse und Shuttles bis 2035.