E-Health Monitor 2025: Deutschlands Weg in die Digitale Gesundheitsversorgung – Status Quo und Perspektiven

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Mit der verpflichtenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im Opt-out-Modell und des E-Rezepts sind digitale Anwendungen erstmals flächendeckend in der Versorgung verankert. Parallel beginnt die Umstellung der Telematikinfrastruktur auf eine cloudbasierte Architektur (TI 2.0). Zudem wurden erstmals verbindliche Interoperabilitätsstandards festgelegt, die den sektorenübergreifenden Austausch von Gesundheitsdaten regeln. Regulatorisch wurde damit in den letzten Jahren ein großer Schritt nach vorne gemacht: E-Rezept, ePA, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) und neue Erstattungsregeln haben die Basis für eine digitale Gesundheitsversorgung gelegt.

Doch die Frage bleibt, ob diese Grundlagen bereits in der Praxis Wirkung zeigen. Der diesjährige E-Health-Monitor liefert ein gemischtes Bild: Die Dynamik ist unübersehbar, aber Nutzung und technische Stabilität bleiben hinter den Erwartungen zurück.

  • E-Rezept: Nach einem langsamen Start hat das digitale Rezept den Durchbruch geschafft. Während Ende 2023 erst rund 18 Millionen Verordnungen digital eingelöst wurden, waren es 2024 bereits über 540 Millionen. Allein im Jahr 2025 wurden bis Ende Juli über 340 Millionen Rezepte digital eingelöst. Allerdings bestehen weiterhin größere technische Schwierigkeiten, und in der Haus- und Heimversorgung ist das E-Rezept bisher nicht nutzbar. Deshalb greifen noch immer rund 50% der Praxen parallel zur digitalen Variante auf die analoge Alternative zurück.
  • DiGA: Einige digitale Gesundheitsanwendungen konnten sich etablieren und ihre Wirksamkeit belegen, was sich auch in der steigenden Zahl zugelassener Anwendungen widerspiegelt. Ärztinnen und Ärzte verordnen DiGA zudem häufiger – 2025 waren es 32% der ambulanten Praxen im Vergleich zu 26 % im Vorjahr. Gleichzeitig kämpfen andere Anwendungen mit geringer Nutzung oder wirtschaftlichen Herausforderungen. Bis Mitte 2025 wurden bereits 10 DiGA aus dem Verzeichnis gestrichen – 4 davon auf Antrag der Hersteller.
  • ePA: Im Opt-out-Modell haben bis Mitte 2025 rund 70 Millionen Versicherte automatisch eine Akte erhalten, nur etwa 5% widersprachen. Die Zahl der wöchentlichen Zugriffe ist stark gestiegen und liegt bei rund 40 Millionen. Obwohl die Krankenkassen die Akten automatisch anlegen, waren bis Mitte 2025 nur rund 2,8 Millionen GesundheitsIDs registriert – und nur mit einer solchen digitalen Identität können sich Versicherte sicher authentisieren und auf Anwendungen wie die ePA zugreifen. Viele Versicherte sind mit den Funktionen der ePA kaum vertraut, und auch die Integration in den Praxis- und Klinikalltag verläuft nicht überall reibungslos. Technische Herausforderungen verschärfen die Situation: Neue Interoperabilitätsstandards müssen in sehr unterschiedliche IT-Landschaften eingepasst werden, was gerade kleinere Leistungserbringer belastet. Mehr als die Hälfte der Praxen berichtete 2024 zudem von erheblichen, teils täglichen Problemen mit der Telematikinfrastruktur (z.B. 58% berichten von täglichen bis wöchentlichen Problemen in 2024).
  • Videosprechstunden: Die Telemedizin hat in der Versorgung an Bedeutung gewonnen und sich nach der Covid-19-Pandemie fest im Praxisalltag etabliert. So berichten 75% der Praxen über einen reibungslosen technischen Ablauf und 80 % über eine problemlose Kommunikation während der Videosprechstunde.

Dennoch bleibt die Weiterentwicklung herausfordernd: Zwar wurden die Obergrenzen für Videosprechstunden von 30% auf 50% der Behandlungsfälle angehoben, doch müssen Projekte wie die assistierte Telemedizin in Apotheken erst zeigen, ob sie flächendeckend umgesetzt werden können.

Insgesamt zeigt sich: Die Grundlagen für eine digitale Versorgung sind gelegt, und die wichtigsten Anwendungen haben Traktion gewonnen. Doch die technische Stabilität und die Akzeptanz bei Ärzten und Patienten entscheiden darüber, ob aus den regulatorischen Fortschritten auch ein nachhaltiger Nutzen für das gesamte Gesundheitssystem erwächst.

 

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Herausgeber:innen: Aledander Rajko ist Partner im Kölner Büro, Matthias Redlich und Katharina Sickmüller sind Partner im Franfurter Büro, Laura Richter ist Partnerin im Berliner Büro.